(Produkt-)Designer zu sein, setzt voraus, ganz unterschiedliche (Design-)Fachbereiche zu beherrschen und die Fähigkeit mitzubringen, diese verschiedenen Disziplinen zu mischen: Bildende Kunst, einschlägige technische Fertigkeiten, Unternehmen, Marketing und – selbstverständlich – die Psychologie sind hier zentrale Faktoren.
Dabei besteht der erste Schritt, ein Produktdesign oder Objektdesign zu schaffen, welches die fokussierte Zielgruppe wirklich anspricht, darin, eben diese angestrebten Kunden zu verstehen. Bedenken Sie, dass was Ihre (etwaigen) Käufer sehen und was sie fühlen, zwei unterschiedliche Dinge sind. Erstgenannte Wahrnehmung betrifft vornehmlich ein ästhetisches Erlebnis, letztere einen psychologischen Vorgang. Wirklich gutes Design muss beides möglichst vollumfänglich berücksichtigen und zudem die angedachte Funktionalität eines Produkts wahren.
Wie Sie ein zuträgliches Produktdesign bzw. Objektdesign erreichen können, lesen Sie in diesem Beitrag. Natürlich darf die nachfolgende Darstellung nicht als in jedem Kontext erschöpfender Ratgeber gesehen werden. Denn für ein individuelles, effektives Design sind selbstverständlich sehr viel mehr Faktoren zu berücksichtigen, als dass wir sie in diesem Rahmen darstellen könnten. Tatsächlich zielen wir hier vornehmlich auf die psychologischen Aspekte ab, da diese zum einen sehr starken Einfluss auf den Absatz haben und zum anderen auf nahezu jedes Produkt oder Objekt übertragbar sind.
Eine umgehend ansprechende Visualisierung beeinflusst die Entscheidungsfindung und verbessert die Nutzerfreundlichkeit.
Ein gutes Produktdesign ist mehr als nur hübsch anzuschauen. De facto hat das Aussehen einen enormen Einfluss auf das Gesamtbild eines Objekts. Es kann sogar dazu beitragen, die Usability für den Käufer (augenscheinlich) zu verbessern. Eine schnell als für gut zu befindende visuelle Ausrichtung beeinflusst aber in erster Linie die spontane Entscheidung für ein Produkt.
Dies ist auf einen evolutionären Schutzmechanismus zurückzuführen, welcher bis heute in den menschlichen Verhaltensweisen verankert ist. So mussten unsere Vorfahren innerhalb von Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen, deren Ausgang mitunter über Leben und Tod bestimmte. Beispielsweise waren Tigerstreifen damals ein deutliches Zeichen für höchste Gefahr. Die Menschen hatten nicht die Zeit, um diese zu interpretieren – entweder sie sind geflüchtet oder es war das Ende ihrer Erblinie. Aufgrund einer daraus resultierenden biologischen Veranlagung, welche visuelle Entscheidungen in den Vordergrund stellt, genügt bis heute in vielen Fällen ein flüchtiger Blick, um über gut oder schlecht zu urteilen.
Tatsächlich kann die optimale visuelle Umsetzung eines Produkts sogar noch weitaus mehr erreichen bzw. die menschliche Psyche noch tiefer beeinflussen – bis zu einem Punkt, an dem sie eine bessere Benutzerfreundlichkeit suggeriert. Ein positiver visueller Eindruck von einem Objekt versetzt das menschliche Gehirn in einen entspannten Zustand. Er stützt den Spass an dessen Verwendung erheblich. Der Clou liegt darin, dass ein entspanntes Gehirn effizienter funktioniert, was im Kontext des Objektdesigns letztendlich bedeutet, dass es dem Anwender leichter fällt ein mit dem Produkt zusammenhängendes – eventuell komplexeres – System zu erlernen und zu bedienen.
Klare Ausrichtung.
Der Mensch ist aber nicht nur von Natur aus vorsichtig und hinsichtlich seiner kognitiven Leistungen sehr harmonieorientiert, sondern ebenso ein eher bequemes Wesen. Ihre (potenziellen) Kunden möchten alltägliche Abläufe normalerweise gerne so einfach wie möglich handhaben, was unter anderem bedeutet, dass sie nicht lange rätseln wollen, welcher eigentliche Nutzen sich für sie hinter Ihrem Produktdesign verbirgt. Bevorzugt wird die direkte und verständliche Botschaft.
Sollten Ihre (etwaigen) Abnehmer Fragen, wie «Um was handelt es sich bei diesem Produkt?» oder «Welche Brand steht hinter dieser Ware?», umgehend beantworten können, liegt in der Regel eine verständliche, klare Gestaltung vor. Wenn nicht, ist es an der Zeit, ein neues Designkonzept zu erarbeiten.
Zu wenig oder zu viel Auswahl – beides ist unvorteilhaft.
Ihre (potenziellen) Kunden möchten die maximale Auswahl – und zwar genau bis zu dem Punkt, an dem sie sie tatsächlich erhalten. Denn wie im vorherigen Abschnitt bereits angedeutet, sind die meisten Menschen darauf aus, Probleme und Bedürfnisse möglichst pragmatisch zu lösen. Darüber hinaus haben William Hick und sein Forschungspartner Ray Hyman in einem psychologischen Experiment eingängig belegt, dass Personen länger für ihre Entscheidungen benötigen, desto mehr Auswahlmöglichkeiten sie bekommen. Dieser Dachverhalt ist heute als das Hicksche Gesetz bekannt.
Es erinnert Designer wiederum daran, möglichst nur Elemente einzufügen, die wirklich notwendig sind. Mehr oder weniger unnötige Designmerkmale belasten das Gehirn der Anwender und lenken schlimmstenfalls von den zentralen funktionalen Aspekten des Produkts ab, womit das Nutzererlebnis verschlechtert wird. Das Hicksche Gesetz ist in puncto Objektdesign tatsächlich insbesondere hinsichtlich der Funktionalität relevant. Es kann auf einer Mikroebene jedoch gleichermassen auf visuelle Eindrücke angewendet werden.
So ist es zum Beispiel bei praktisch jeder visuellen Darstellung höchst nachteilig, zu viele konkurrierende Details zu verwenden. Kommen dann noch aufwendige Schriftarten, zu aggressive Färbungen und/oder eine generell hohe Kompliziertheit hinzu, kann das bei einem Produkt ähnlich negative wirken wie zu viele, vielleicht teilweise gänzlich unnötige Funktionselemente.
Verlust schlägt potenziellen Gewinn.
Bei der Formulierung der Verkaufsargumente für ein Produkt schlägt die Verlustversion den eventuellen Gewinn. Das bedeutet für das Produktdesign, nicht vornehmlich auf die Proklamation der jeweiligen Vorteile zu setzen, sondern (etwaigen) Kunden zu vermitteln, was jene verpassen könnten, wenn sie die Ware nicht erwerben. Hinsichtlich der Gestaltung einer Ware an sich ist das selbstverständlich nur schwer bis gar nicht umzusetzen – umso besser dafür an deren Verpackung.
Visuelle Kommunikation funktioniert als universelle Sprache.
Designer wissen natürlich am besten, dass Text und audiovisuelle Aussagen nicht die einzigen Wege sind, um zu kommunizieren. Jedoch hängt die Güte des Gesagten ganz ähnlich wie bei diesen Kommunikationskanälen auch beim Objektdesign davon ab, in welcher Qualität der Ausführende die Sprache (sowie deren technische Umsetzung) beherrscht. Ein guter Produktdesigner kennt die tiefere Bedeutung hinter zentralen visuellen Elementen, wie Formen, Farben, Platzierungen usw. Hier können bereits Kleinigkeiten die gesamte Bedeutung des Objekts verändern, was mitunter enorm nachteilig ist.
Wie bereits angesprochen, ist die Bedeutung visueller Elemente tief in der menschlichen Psyche verwurzelt. Zum Beispiel führt die Farbe Rot – teilweise evolutionsbedingt durch deren Assoziation mit Blut, teilweise aufgrund der Verwendung als Warnfarbe – oft zu einem Eindruck von Gefahr, Notfall und/oder erhöhter Wachsamkeit. Wenn Sie also beispielsweise das Design eines Produkts optimieren möchten, welches Ihren (potenziellen) Kunden Entspannung verschaffen soll, ist es in aller Regel nicht vorteilhaft, diese Farbe zu verwenden.
Gewohnheitsschleifen berücksichtigen.
Produktdesigner arbeiten bestenfalls nicht nur dreidimensional, sondern vierdimensional, sprich zusätzlich für die Zeit. Das scheint zunächst vielleicht nur schwer greifbar, ist im Grunde jedoch recht einfach. So müssen Objekte natürlich optimalerweise langfristig visuell funktionieren und in vielen Fällen ebenfalls möglichst kontinuierlich in Anspruch genommen werden.
Letzteres betrifft unter anderem die sogenannte Gewohnheitsschleife: Hierbei geht es darum, ein Ursache-Wirkungs-Muster einzubauen, welches das Belohnungssystem Ihrer Kunden motiviert. Die Gewohnheitsschleife besteht hauptsächlich aus drei Phasen:
- Der Auslöser: Ein wiedererkennbares Zeichen taucht auf und suggeriert, dass es an der Zeit ist, einen gewohnten Vorgang auszuführen.
- Die Routine: Es sind eine Reihe von Handlungen zu erledigen, die auf den zuvor erfolgten Hinweis reagieren.
- Die Belohnung: Ein Preis wird für das Abschliessen der Routine ausgegeben.
Eine Gewohnheitsschleife einzubauen, ist insbesondere bei digitalen Produkten wichtig, sie greift aber auch bei vielen physischen Objekten.
Da Menschen signifikant häufig aus Gewohnheit handeln, sind Gewohnheitsschleifen de facto für den grössten Teil des alltäglichen Verhaltens verantwortlich. Für das Produktdesign bzw. Objektdesign bedeutet dieser Sachverhalt eine erhöhte Relevanz, es (potenziellen) Kunden besonders einfach zu machen, ihre Gewohnheitsschleifen in Waren wiederzufinden. Es gilt hier die ausgeprägten Schritte einer typischen Gewohnheitsschleife in die Usability der betreffenden Produkte zu integrieren.
Gewohnheitsschleifen sind allerdings nicht nur für Folgegeschäfte grossartige Mittel der Absatzförderung, sondern ebenfalls für das Nutzererlebnis. Der Käufer muss so nämlich weniger darüber nachdenken, wie ein Produkt zu verwenden ist.