Das Corporate Interior Design ist ein tatsächlich sehr häufig vernachlässigter und faktisch unterschätzter Teil der Corporate Identity. Ein Unternehmen bzw. eine Marke definiert sich eben nicht nur über Leistungen, Farben, Schriften, eine entsprechende Betriebskultur mit festen Werten und weitere mehr oder weniger offensichtliche Aspekte des Geschäftsalltags. Auch oft unbewusst wahrgenommene Elemente, wie in diesem Kontext die Einrichtung, können den so wichtigen Wiedererkennungswert und die gesamte Customer Experience stark beeinflussen. Denken Sie nur an bekannte Ketten der Hotellerie, beispielsweise das Holiday Inn, grosse Franchises der Gastronomie, wie McDonalds, Burger King etc., oder an Weltkonzerne im Retail à la Apple oder Amazon. Sicherlich haben Sie zu mindestens einem dieser Beispiele ein konkretes Bild der typischen Inneneinrichtung parat. Das Interior Design ist für diese sowie viele weitere Brands einzigartig und immer unverwechselbar. Welche Voraussetzungen Sie für erfolgreiches Corporate Interior Designs schaffen müssen, lesen Sie in diesem Beitrag.
Was kommt zuerst – die Einrichtung oder die Identität?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, dabei jedoch sehr wichtig. Denn die Antwort bestimmt in der Regel das Vorgehen beim Findungsprozess im Interior Design für Unternehmen. Oft hängt sie von der jeweiligen Ausgangslage ab. Sind Sie mit Ihrem Betrieb bereits lange im Geschäft und bei einer Vielzahl Kunden etabliert, hat Ihre Identität womöglich grösseren Einfluss auf Ihr Interior Design als bei einem Startup. In letzterem Kontext hängt die Einrichtung mehr von der diesbezüglich generellen Erwartungshaltung (potenzieller) Käufer und allgemeinen Branchengegebenheiten ab. Zentrale Fragen, die es ganz zu Beginn der Eruierung eines Interior Designs zu beantworten gilt, sind folgende.
- Wollen Sie mit Ihrer Einrichtung und dem Corporate Interior Design Ihr Brand Building stützen?
- Möchten Sie sich über diesen Weg eine einzigartige Identität mit hohem Wiedererkennungswert aufbauen?
- Oder ist die Frage nach der Corporate Identity bereits geklärt und Sie wollen nun das Interieur der Identität Ihres Unternehmens anpassen?
- Ist Ihr Unternehmen bereits ein Begriff mit einer eingehenden Corporate Identity und möchten Sie, dass die Räumlichkeiten dieser Botschaft entsprechen?
5 Tipps für erfolgreiches Corporate Interior Design.
Interior Design für Unternehmen ist ein überaus breites Feld. Wie am besten vorgegangen wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab, welche die Geschäftsausrichtung, die Branche, das Marketing und andere zentrale betriebliche Voraussetzungen betreffen. Dementsprechend können wir Ihnen an dieser Stelle natürlich keine umfassende Strategie bieten, wohl aber einige besonders wichtige Aspekte eines zuträglichen Corporate Interior Designs aufzeigen.
1. Finden Sie Ihre Corporate Identity.
Ihre Corporate Identity prägt den Eindruck, den die Umwelt von Ihrem Unternehmen hat oder bekommt. Dieser Eindruck ist unter anderem deshalb so wichtig, da er entscheidet, ob Sie genau die Kunden oder Geschäftspartner erreichen, mit denen Sie wirklich in Kontakt kommen wollen.
Heute stehen am Anfang eines Neu-Unternehmens zumeist das Design einer Website und die Schaffung passender Auftritte in sozialen Medien bzw. entsprechende Marketing-Massnahmen. Bevor Sie hier ganz unbedarft erzählen, wie toll ihr Business ist und was Sie Ihren Kunden damit bieten können, sollten Sie sich überlegen, wie Sie auf Ihre Adressaten, Ihre Zielgruppe, wirken wollen: elegant oder lässig, modern oder traditionell, bunt oder monochrom, kulturell oder sportlich? Alles ist möglich.
In der Gastronomie will der Restaurantchef vielleicht zeigen, dass jeder willkommen ist und selbst für Babys beste Bedingungen herrschen. Ein anderer Gastronom möchte vielleicht genau das Gegenteil signalisieren. Jener hofft darauf, dass ihm Michelin demnächst mindestens zwei Sterne gibt. Deshalb sollen die Gäste vollkommen in Ruhe geniessen können und spüren, dass hier wahre Künstler in der Küche stehen, ohne von Kinderlärm gestört zu werden. Der Aufbau der Website sowie die Präsenzen in den sozialen Netzwerken und der ausgespielte Content müssen sich unter anderem an der Corporate Identity orientieren und werden in beiden Fällen vollkommen unterschiedlich ausfallen.
Genauso verhält es sich mit Startups, die vielleicht ein neues Produkt verkaufen wollen. Überlegen Sie genau, mit welchen Styles und Farben, Fonts und Fotos Sie sich online präsentieren. Es wäre vollkommen falsch, an dieser Stelle zu sparen. Greifen Sie auf fachmännische Beratung zurück und schaffen Sie so eine Basis, auf der Sie aufbauen und mit der Sie – bestenfalls – viele Jahre optimal wirtschaften können.
Was aber haben entsprechende Aspekte der Corporate Identity im Web Marketing nun mit Interior Design zu tun? Das ist relativ einfach: So lassen sich tatsächlich viele Elemente bzw. Wirkungsebenen dieses Marketing-Bereichs auch auf die Inneneinrichtung übertragen. In beiden Kontexten schaffen Sie Räume, die Ihrer Identität entsprechen müssen.
2. Lösen Sie sich von Trends.
Startups und alteingesessene Firmen, die sich neu profilieren wollen, verfallen leicht aktuellen Trends. Das kann sich unmittelbar positiv auswirken, nach einigen Jahren jedoch problematisch sein. Besonders die Wahl der Farben ist hier von grosser Bedeutung. So wählte zum Beispiel Apple zu seinen Anfangszeiten in den «bunten 1980er Jahren» ein sehr auffallendes Regenbogenlogo. Damals entsprach diese Auslegung absolut dem Zeitgeist. Später, nach dem Downfall der Marke, dem erneuten Rise und der Etablierung als einer der wichtigsten Tech-Konzerne weltweit musste es eine cleanere, zeitlosere Aufmachung sein.
Und genau eine solche sollten Sie auch bei Ihrem Corporate Interior Design bevorzugen. Faktisch ist eine extravagante, vielleicht schon in wenigen Jahren unvorteilhafte Einrichtung weitaus weniger leicht auszutauschen bzw. anzupassen als ein Logo oder andere rein visuelle Komponenten der Corporate Identity. Das bedeutet – wie im nächsten Abschnitt noch genauer erläutert wird – aber nicht, dass Sie keine Design-Spitzen setzen dürfen – gehen Sie aber immer mit besonderer Weitsicht vor.
3. Corporate Interior Design mit den Augen eines Trendscouts sehen.
Es gibt grundsätzlich zwei Typen von zuträglichen Interior-Design-Ansätzen. Der eine fokussiert ein vollkommen zeitloses Design. Hier werden Räume geschaffen, die auch in drei Jahrzehnten noch aktuell sind. Unter diesen Voraussetzungen gehen Sie immer auf Nummer sicher. Der andere Weg zielt darauf ab, der Zeit die oft wichtige Nasenlänge voraus zu sein. Interior Designer eruieren hier, welche Farb- und Einrichtungstrends kommen, welche gehen und – was in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist – welche langfristig bleiben. In Verbindung mit der Corporate Identity wird ein Design geschaffen, welches Zeitlosigkeit und Trends vereint. Das ist natürlich immer mit mehr Risiko verbunden, kann Ihnen aber den heute so wichtigen Vorsprung in puncto Alleinstellung bringen.
4. Corporate Interior Design aktiv in das Brand Building einbeziehen.
Wie eingangs bereits angesprochen, trägt das Interior Design mitunter enorm dazu bei, wie (potenzielle) Kunden eine Marke wahrnehmen. Natürlich müssen Ihre Produkte oder Ihre Dienstleistung gut sein, um Käufer überzeugen zu können. Derartige Leistungen sind jedoch faktisch nur ein Teil des Brand Buildings. Wenn Sie Ihre Marke auf allen Ebenen stärken möchten, müssen Sie sich mit Interior Design für Unternehmen beschäftigen. In der Hotellerie und Gastronomie werden Sie praktisch zwangläufig mit Innenarchitekten zusammenarbeiten. Schliesslich sollen Ihre Gäste in Ihren Zimmern gut schlafen bzw. an Ihren Tischen entspannt essen können. Hier wird automatisch geklärt, wen Sie als Kundenkreis ansprechen möchten.
Anders ist es im Retail, also im Handel. Geschäftsgründer denken hier leider oft zu wenig über die Ladeneinrichtung nach. Dabei hängen der Erfolg eines Geschäfts und die Inneneinrichtung sehr eng zusammen. Schnell werden alte Auslagen vom Vorpächter weiterverwendet. Dass diese ihr angestaubtes, zerkratztes Aussehen aber negativ auf die Marke des neuen Geschäfts übertragen, bleibt häufig unerkannt.
Ein kleines Beispiel: Machen Sie die Augen zu und stellen Sie sich vor, Sie besuchen ein bekanntes schwedisches Möbelhaus. Sie wissen, welches gemeint ist. Und Sie wissen auch, wie es dort aussieht. Sie kennen die Farben der Einkaufstaschen. Sie wissen, dass ganz am Ende vor den Kassen die lange Abteilung mit Kerzen und Krimskrams kommt und Sie können mit Sicherheit sagen, dass es nach den Kassen heisse Würstchen und beim Eingang ein Bällebad für Kinder gibt. Die Geschichte dieses Möbelhauses zeigt, wie erfolgreich eine Idee sein kann, wenn man ihr den richtigen interieur-spezifischen Rahmen gibt.
5. Im Retail die richtigen Fragen stellen.
Sie haben ein Produkt oder eine Produktpalette und wollen nun Ihren Laden einrichten. Er soll natürlich hübsch und ansprechend sein und Kunden anlocken. Vorher müssen aber einige Fragen geklärt sein: Ist es ein Billigprodukt oder sind wir in der gehobenen Klasse? Soll der Laden «jeden» anlocken, der vorbeikommt, oder nur ein gezieltes Publikum? Wendet sich das Produkt an junge oder an ältere Kunden? Ist es zeitlos oder ein Modephänomen? Soll sich der Kunde lange im Laden aufhalten oder sich schnell entscheiden und dann wieder gehen? Soll er nur ein bestimmtes Produkt kaufen oder wollen Sie, dass er sich für mehrere entscheidet?
All diese Fragen spielen bei der Inneneinrichtung eine wichtige Rolle. Hier müssen Sie in Zusammenarbeit mit dem Interior Designer die optimalen Antworten finden. Für maximale Erfolge ist es unabdingbar, dass Waren und Design harmonieren. Letztendlich trägt dies wiederum enorm dazu bei, aus einem Geschäft eine Marke entstehen zu lassen, die im Gedächtnis bleibt sowie viele Fans, sprich wiederkehrende Kunden und Fürsprecher, aufweist. Unter diesen Voraussetzungen wird aus einem kleinen Laden ein namhaftes Unternehmen mit potenziell grosser Zukunft.